Bernburg - Der Wein, den Bernd Nordmann (62) hier gerade erntet, ist eine echte Rarität. Weltweit gibt es davon noch 2000 Rebstöcke. Alle stammen von einem einzigen Stock ab, den der Bernburger vor acht Jahren gefunden hatte.
    Bernd Nordmann durchstreifte damals einen vor mehr als 100 Jahren aufgegebenen Weinberg in Aderstedt. Dort entdeckte er einen knochigen Rebstock mit auffällig großen roten Beeren. Vom Geschmack der Früchte war der Chef der Baumschule Nordmann sofort begeistert. „Sie schmeckten nach Waldbeeren, mit einem deutlichen Anklang an Minze."
    Um herauszufinden, um welche Sorte es sich handelt, schickte Bernd Nordmann Blätter und Hölzer an das Deutsche Weininstitut in Geisenheim. Dort hatte man diesen Wein bisher nicht im Bestand.
    Eine in Vergessenheit geratene alte Rebe ohne Namen. Nach der Farbe der Trauben und dem Fundort nannte Bernd Nordmann seine Rarität "Roter Aserstedter"^®.
    Aus den Setzlingen, die der Baumschul-Chef geschnitten hatte, zog er zwei Rebstöcke. Durch Vermehrung wurden daraus 2000. Verkauft an Winzer und Gärtner in ganz Deutschland.
    60 bis 70 Kilo "Roter Aderstedter"^® von nur zwei Rebstöcken wird Nordmann dieses Jahr ernten. Die Menge reicht für höchstens 50 Flaschen. Der Wein ist der seltenste in Sachsen-Anhalt. Die Flaschen werden nicht verkauft, sondern verschenkt.
    Zum Beispiel an Kellermeister Volker Wand (72), der beim Keltern hilft. Die Männer kennen sich aus der Fachgruppe Wein. Denn mit dem „Blauen Bernburger"^® machte Nordmann schon einen anderen vergessenen Wein wieder populär.